0:00 → 0:06
Wenn man an den Weltraum denkt, denkt man meist an einen endlosen Raum mit unglaublichen Entfernungen zwischen den Sternen.
0:06 → 0:17
Tatsache ist jedoch, dass der Großteil der menschlichen Aktivität im Weltraum bisher in einem kleinen Bereich nur zweitausend Kilometer über der Erde stattgefunden hat.
0:17 → 0:22
In diesem Gebiet, das als Low-Earth-Orbit, kurz LEO, bekannt ist, befindet sich die Internationale Raumstation,
0:22 → 0:30
und über zweitausend Regierungs- und kommerzielle Satelliten, die Fernsehsignale, GPS, Wettervorhersagen und vieles mehr bereitstellen.
0:30 → 0:34
Jedoch hat die Menschheit nicht nur diese unglaublichen Technologien erschaffen,
0:34 → 0:44
sondern auch ein sehr großes Problem, das nicht nur diese Fortschritte zunichte machen könnte, sondern uns auch für mehrere Generationen von der Raumfahrt abhalten könnte.
0:44 → 0:54
Im LEO befinden sich nicht nur Raumstationen und Satelliten, sondern auch enorme Mengen an Müll und Trümmern, die wir entsorgen, seit wir zum ersten Mal im Weltraum waren.
0:54 → 1:01
Der Großteil davon sind winzige Objekte wie Staub von Feststoffraketentriebwerken, Lackabsplitterungen von Raumfahrzeugen,
1:01 → 1:04
oder gefrorenes Kühlmittel von Atomsatelliten.
1:04 → 1:10
Es wird geschätzt, dass über einhundertmillionen winzige Schrottteile, die weniger als ein Zentimeter breit sind,
1:10 → 1:16
derzeit mit einer Geschwindigkeit von mindestens zweiundzwanzigtausend Kilometern pro Stunde um die Erde schwirren.
1:16 → 1:25
Wenn das nicht nach viel klingt, hier ist ein Bild, das das Ausmaß einer dieser Lacksplitter zeigt, der neunzehnhundertdreiundachtzig die Windschutzscheibe des Space Shuttle Challenger traf.
1:25 → 1:34
Zu den winzigen Objekten im LEO kommen jedoch noch geschätzte fünfhunderttausend Schrottteile hinzu, die zwischen einem und zehn Zentimeter breit sind.
1:34 → 1:41
All dieses Zeug umkreist die Erde unkontrolliert, was irgendwann dazu führen wird, dass sie mit extrem hohen Geschwindigkeiten kollidieren,
1:41 → 1:47
was noch mehr Fragmente verursacht. Und diese werden dann irgendwann mit anderen Objekten kollidieren,
1:47 → 1:53
was wiederum noch mehr Fragmente verursacht, die irgendwann mit anderen Objekten kollidieren und so weiter und so fort.
1:53 → 2:01
Bis wir den Kessler-Effekt erreichen, ein hypothetisches Zukunfsszenario, das neunzehnhundertachtundsiebzig zuerst von Donald J. Kessler aufgestellt wurde.
2:01 → 2:07
Da es Jahre, Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern kann bis der Weltraummüll in die Erdatmosphäre eintritt und verbrennt,
2:07 → 2:11
verbleibt das Zeug, das wir dort verlieren, also ziemliche lange im Weltraum.
2:11 → 2:19
Diese zufälligen Kollisionen zwischen den Fragmenten könnten dazu führen, dass so viele winzige Fragmente so unglaublich schnell unterwegs sind,
2:19 → 2:23
dass der Low-Earth-Orbit praktisch zu einem Schießstand wird.
2:23 → 2:29
Im schlimmsten Fall würden alle Satelliten, die sich derzeit im LEO befinden, in Millionen Kleinteile zerschossen.
2:29 → 2:35
Jede neue Mission in den Weltraum würde fast unverzüglich von diesen Teilen zerstört werden,
2:35 → 2:38
was jede zukünftige Weltraummission zu einer Selbstmordmission macht.
2:38 → 2:48
Wir würden all die Technologien verlieren, die uns Satelliten liefern, und mehrere Generationen würden der Raumfahrt beraubt werden, während wir geduldig darauf warten, dass sich der Müll von selbst beseitigt.
2:48 → 2:51
Ist der Kessler-Effekt also unvermeidlich?
2:51 → 3:00
Zweitausendneun kollidierte ein abgeschalteter russischer Militärsatellit mit einem funktionsfähigen kommerziellen US-Satelliten, wobei beide in tausende winzige Stücke zerbrachen.
3:00 → 3:09
Das war die bisher bedeutendste unbeabsichtigte Kollision, aber eine beabsichtigte Kollision im Jahr zweitausendsieben verursachte noch mehr Fragmente.
3:09 → 3:16
In diesem Jahr testete die chinesische Regierung eine Antisatellitenrakete und zerstörte einen ihrer Satelliten im LEO.
3:16 → 3:24
Dieses Ereignis verursachte über zweitausend mindestens golfballgroße Fragmente, sowie über einhundertfünfzigtausend winzige Trümmerteilchen.
3:24 → 3:30
Zweitausendelf flogen einige dieser Teilchen nur sechs Kilometer an der Internationalen Raumstation vorbei.
3:30 → 3:39
Zu den gefährlichsten potenziellen Auslösern des Kessler-Effekts im LEO gehört der nun abgeschaltete Envisat-Satellit, den die Europäische Weltraumorganisation zweitausendzwei startete.
3:39 → 3:51
Zweitausendzwölf verlor man den Kontakt mit dem Satelliten, und nun nähert sich der achttausend Kilogramm schwere Weltraummüll jedes Jahr zwei anderen katalogisierten Objekten auf zweihundert Meter.
3:51 → 3:58
Da Envisat wahrscheinlich für die nächsten hundertfünfzig Jahre in der Erdumlaufbahn bleiben wird, und die Kollisionsrate voraussichtlich zunimmt,
3:58 → 4:02
könnte er irgendwann in der Zukunft viel Weltraummüll verursachen.
4:02 → 4:07
Wenn wir es versuchen, können wir den Kessler-Effekt jedoch vermeiden.
4:07 → 4:11
Wir müssen den Weltraum wie unsere Ozeane und unser Land betrachten,
4:11 → 4:14
als wertvolle Ressource, die unbedingt geschützt werden muss.
4:14 → 4:22
Der einzige Weg Müll aus dem Weltraum zu entfernen ist hinaufzufliegen und es selbst zu machen, oder lange darauf zu warten, dass er von alleine verschwindet.
4:22 → 4:24
Den Weltraum aufzugeben, ist keine Option.
4:24 → 4:30
Die NASA schlussfolgerte bereits zweitausendfünf, dass, selbst wenn es keine Starts mehr in den Weltraum gäbe,
4:30 → 4:36
die Kollisionen zwischen den vorhandenen Satelliten schneller Fragmente verursachen würden, als der Strömungswiderstand sie beseitigt.
4:36 → 4:42
Die Situation ist unglaublich gravierend, da die Zukunft der Menschheit buchstäblich auf dem Spiel steht.
4:42 → 4:49
Wir müssen Wege finden, diese Situation in Zukunft zu verbessern, und wir müssen in der Gegenwart weitermachen und auf das Beste hoffen.